Dietmar Wolf, der grüne Wolf für Düsseldorf

Sommerradreise 2022 Wald & Wein von der Pfalz zum Rhein

Tag 6 - Freitag 05.08.2022 Frankenthal - Worms - Nierstein

Das Hotel Filling hat mir sehr gut gefallen, leider war die Nürnberger Straße und Feiernde mitten in der Nacht sehr laut. Die Ohrstöpsel setzte ich einfach zu spät ein. Grund, ich bekam Besuch in meinem Zimmer, ich schloss nämlich leider nicht ab. Der Besuch blieb unerkannt und ging sofort rückwärts. In der Nacht nochmal das Gleiche, doch da rappelte es nur an der diesmal verschlossenen Tür. Der oder die Suchende fand dann das eigene Zimmer wieder gegenüber. Das ergab für die Nacht einen gewissen Spannungsbogen...
Das Frühstück fand im sehr netten Restaurant statt und der Kaffee schaffte es fast, mich wach zu bekommen.

Endlich-am-Rhein-Rheinradweg-Eurovelo-15-bei-Frankenthal Aber etwas anderes: Endlich Regen! Mit frischem Wind um die Nase und bestimmt 15 Grad weniger - nachmittags wurden es dann doch wieder 30 Grad - ging es durch das Industriegebiet geradeaus zum Rhein. Das klappte im Wesentlich gut.
Dann links ab und rheinabwärts, das war schon ein gutes Gefühl wieder am heimatlichen Fluss zu sein. wenn auch so 200km südlicher...
Der frische Wind zeigte sich recht unterschiedlich, auf freier Fläche leicht kühl, in Waldstücken leicht nach Feuchtigkeit und Wärme miefelnd, wenn ich das mal so sagen darf. Nach dem gestrigen für mich wegen der Hitze unerfüllten Tag machte es richtig Spaß, on the road again zu sein.
Ich sang nicht.
Der Wind kam von vorn.

EuroVelo-15-Rheinradweg-frischer-Wind-im-Wäldchen-nahe-Frankenthal

Der Radweg führte noch weit weg von der B9, Ausnahmen bestätigen die Regel, folgte bis Petersau nahe dem Rhein und zickzackte sich über die agrare Landschaft bis zur Stadt der Kaiser und Könige: Worms.

Was soll man sich in einer solchen geschichtsträchtigen Stadt alles ansehen? Über 2.000 Jahre Historie gibt es zu entdecken. Eine Übersicht gibt auch mit Stadtführungen und Rundgängen die Tourist Information Nibelungenstadt Worms. Stimmt, die Nibelungen hat es ja auch hier.

EuroVelo-15-Rheinradweg-Dom-Worms-Cathedral

Ich habe mich für zwei Punkte entschieden, den Dom bzw. Kathedrale von Worms und der Jüdische Friedhof "Heiliger Sand".

Klar, den Kaiserdom St. Peter erblickt man bereits vor Ferne. Langsam radelte ich ran und machte ein paar Bilder. Ich fand leider keinen Platz, mein Rad sicher mit Gepäck in einer Box o.ä. abzustellen, von daher verblieb der Blick von außen. Dabei wäre es sicherlich sehr interessant gewesen, sich den Dom von innen anzusehen. Genauso interessierte mich das Jüdische Museum. Im Prinzip sollte man sich für Besichtigungen mehr Zeit nehmen, dies kommt mit ins Fazit der Reise.

Der Jüdische Friedhof "Heiliger Sand" berührte mich. Er ist, wie vor Ort zu lesen war, der älteste Jüdische Friedhof in Europa. Seine ältesten erhaltenen Grabsteine werden auf das 11. Jh. datiert, der älteste Stein auf 1058. worms-juedischer-friedhof-heilder-sand-1
Der Friedhof kann frei besucht werden - Herren bitte mit Kopfbedeckung, im Notfall gibt es am Eingang ein papierenes Hütchen. Über 2.500 Grabsteine sind erhalten, obwohl der Friedhof im Laufe der Jahrhunderte viele Zerstörungen erlebte. In der Nazi-Zeit Deutschlands blieb der Friedhof glücklicherweise im Wesentlichen verschont.
Umfassende Informationen finden Sie auf:wikipedia.de Jüdischer Friedhof Heiliger Sand.

worms-juedischer-friedhof-heiliger-sand-buberblick

Bekannt ist der Martin-Buber-Blick des Religionsphilosophen Martin Buber über den Friedhof auf den Dom.

Worms-juedischer-friedhof-heiliger-sand-2f

Worms hat noch recht gut erhaltene Reste seiner Stadtmauer an der entlang ich mich wie der Richtung Rhein hangelte.

Ich rollte noch etwas durch die Stadt und machte mich dann weiter auf den Weg nach Norden. Bei Ibersheim wurde es spannend. Auf einer recht langen Gerade des Radwegs hatte ich Gegenverkehr der anderen Art. Zwei Männer probierte es mit Windsurfing, nicht auf dem Rhein, sondern auf dem Radweg. Während der erste sich mit Segel und Board mühte, kam der zweite rollende Surfer recht gut in Schwung. Wir passierten uns grüßend.
Klasse!
Fördert alternative Antriebe!
Gegenüber lag Biblis.

eurovelo-15-rheinradweg-surfer-alternativer-gegenverkehr

Nun wurde es schön anstrengend. Schön, da der Rheinradweg dem Rheinbogen durch die Landschaft folgt, anstrengend, weil der Wind von vorne zunahm. Auf meiner gesamten Radreise habe ich entgegen meiner sonstigen "Er-Fahrungen" kein Wild gesehen, maximal im Wald gehört. Umso mehr freute ich mich über Paare von Störchen in den Feldern, denen ich auf dem Radweg(!) recht nahe kam und die sich von mir gänzlich unbeeindruckt zeigten. Es beruhte also nicht auf Gegenseitigkeit.

eurovelo-15-rheinradweg-friedenseiche-hamm

Im hübschen Hamm am Rhein nicht zu verwechseln mit unserem "Kappeshamm" in Düsseldorf, steht das Naturdenkmal Friedenseiche, welche 1872 - Jubiläum, also vor 150 Jahren - nach dem deutsch-französischen Krieg gepflanzt wurde. Auf dem Foto sind aktuell die Farben Russlands und der Ukraine zu sehen.
Danke dafür.

Nach Hamm folgte eine einfache Straße ohne Schutzstreifen, sie war nicht stark befahren und somit kein Problem, mit Ausnahme des Windes. Alsbald galt es einen Haken nach Links zu schlagen, am Eicher See entlang und immer noch flach verlaufend auf Oppenheim zu.
Der dortige Radweg führt durch die sehr schöne Innenstadt des bekannten Weinortes, so durfte ich nachlesen; ich aber hatte nur noch Nierstein und Schluss mit Gegenwind und Hunger und Durst im Kopf, also nahm ich den ausgeschilderten direkten Weg entlang der B9.
Und landete in Baustelle und Absperrungen.
In Nierstein wurde nicht nur gebaut, es gab an dem Wochenende auch ein Winzerfest.

Doch zunächst zum Rhein-Hotel, einem sehr gediegenem Haus der oberen Klasse welches ich immer vom Eurocity aus sah und mich immer interessierte.
Nun wollte ich mir etwas Besonderes gönnen und konnte über das Buchungsportal ein preisgünstiges Angebot wahrnehmen, inklusive Frühstück.
Doch leider entpuppte sich mein Raum nicht als traditionelles Zimmer im Haupthaus sondern quasi eine Art ebenerdiges Motelzimmer, welches im Anbau oder sowas über den Parkplatz zu erreichen war. Da war die Enttäuschung groß, das Rhein-Hotel als mein teuerstes Zimmer auf der Tour ein Reinfall? Von der Reception erhielt ich ein Angebot Zimmer im Haupthaus für 10,00€ mehr, doch dies lehnte ich ab, ich hatte bereits ausgepackt und geduscht.
Fehler!
Denn diese Motelzimmer zeigten sich als absolut hellhörig. Warum man aber auch um 03.30 Uhr unbedingt laut Fernsehen muss frage ich mich auch. Das Zimmer war jetzt im heißen Juli brühwarm, ich konnte es leider nicht groß lüften, denn es lag ja ebenerdig und damit für jede*n zugänglich. Das hat mich sehr geärgert. Die Ausschreibung im Portal ist aus meiner Sicht mangelhaft. Da ich das Hotel wegen des Frühstücks dennoch gut fand und ich inhabergeführte Häuser/Betriebe eigentlich gerne unterstütze, kann ich nur empfehlen, bei einer Reservierung genau nachzufragen und Räume im Haupthaus zu wählen. Klar, am besten mit Blick auf den Rhein.

Klar besuchte ich das Winzerfest. Was mir zuerst nicht aufging, es gab zwei Teile, Stände im Zentrum des Ortes und unten am Rhein. Letzteres war eher eine Kirmes mit ein paar Buden, einem eher kleinen Riesenrad, einem Bierstand mit Allgäuer Büble-Bier, einem Imbiss und klar, einem Stand mit Niersteiner Weinen. Da war ich richtig!
Ich probierte mich durch, denn es ist ja eine Radreise "Wald & Wein", oder?

Schlafen konnte ich trotzdem nicht, irgendwie war das ein Schwarzer Tag heute, für meine Übernachtung und zu allem Unglück auch für meine Radausrüstung. Durch mit Sicherheit eigene Nachlässigkeit verlor ich mein immer oben in die Satteltasche gelagertes Regencape, am nächsten Morgen stellte ich in der Hotelfahrradgarage (!) fest, dass mein Tacho fehlte. Das der dort gemoppst wurde möchte ich ausschließen, mich tat das alles verdrießen.
Ist in der Radreise hier ein wenig der Wurm drin? Dabei gab es doch viel zu sehen und erleben. Vielleicht habe ich mich überfordert? Irgendwie war ich mental unten. Das musste besser werden! Es wurde besser, dauerte aber bis nach Bingen.

Und Wochen später beim Lesen und Korrigieren sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Es war toll, die Radreise unternommen zu haben, ein schönes Gefühl und schöne Erinnerungen. Tacho und Capes kann man kaufen.
Auch ins Rhein-Hotel würde ich wieder. Nur in eine schöneres Zimmer...



59 KM bis Tachoverlust

#Genussradeln #Flussradeln #Weinradeln