Dietmar Wolf, der grüne Wolf für Düsseldorf

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Tag 1 Bericht Radreise EmsRadweg Sommer 2021

16.07.2021 Von den Emsquellen im Teutoburger Wald und Senne bis Rheda-Wiedenbrück

56 km

Mein Rücken quietschte immer noch. Das ginge wohl auch nicht mehr weg, meinte mein Doc. So ist das nunmal, wenn Mann die 63 Jahre erreicht hat. Blöd, wenn Mann dann noch ein Armbruch nach einem Radsturz drauflegt und seine Kondition mangels Praxis in den Keller jumpen lässt.
Da ich auf das Radfahren aber nicht verzichten wollte (und immer noch nicht möchte!), plante ich kurze Etappen von so circa 50/60km ein. Wenn es denn einmal arg werden sollte, dann sollten zwei Sachen helfen, eine Tablette und eine oder mehrere Bänke.
Ich hatte alle Zeit der Welt, fuhr keine Tour de France sondern eine Radreise zur Erholung und Erbauung.
Und das sei schonmal vorweg genommen: Bänke hat es eine Menge auf dem Emsradweg!

Los geht´s

Emsradweg-Lokdenkmal-Bahnhof-Hoevelhof Die Anreise nach Hövelhof in der Senne klappte gut, mein ICE 545 wurde in Düsseldorf eingesetzt (ICE 4 mit Radmitnahme!), in Bielefeld noch schnell eine SD-Karte für eine Aufnahmegerät gekauft und dann mit Diesel und eingleisig nach Süden Richtung Paderborn.

Urlaub, Erholung und Erbauung
...das waren neben Dollart, Wattenmeer und Fischbrötchen die Ziele der Radtour. Dazu muss man aber erst einmal `runter kommen´ und die ganze Anspannung der letzten Monate verlieren - und da gab es eine Menge Anspannung und Spannung im ersten halben Jahr 2021 für mich.
Doch ich hatte Glück, quasi einen warmen Empfang im Zielbahnhof der Anreise.

Der Bahnhof Hövelhof empfing den geneigten Bahnfan mit einem Lokdenkmal, eine kleine grüne Industrielok Achsfolge B Diesel und süß. Die Rangierlok wurde 1948 für ein Hövelhofer Möbelwerk erbaut, Quelle und begeisterte mich sehr.

Rauf auf´s Rad.
Was für ein schönes Gefühl, nach zwei Jahren wieder auf Tour zu sein. "Here I am on the road again", stimmte ich an, nicht zu laut, fahre ja Rad...

Sechs Kilometer ging es dann östlich in Richtung des großen Truppenübungsplatz Senne an dessen westlichen Rand sich die Emsquellen befinden. Sie gehören bereits zur Stadt Schloss Holte-Stukenbrock. Erst später Monate später las ich, dass ich an einer Bifurkation, der einst die Malaria bannende Krollbach-Bifurkation, vorbeiradelte, sehr schade, wer suchet der findet leicht auf google maps.
Es sind mehrere Ems-Quellen. Ich habe auf meinen Fotos die am höchsten gelegene fotografiert. Kaum Menschen unterwegs, dafür viele Vögel, sehr schön. Zeit, die Seele baumeln zu lassen und den Wald mit seiner Stille genießen. Zudem ist es ja der wirkliche Startpunkt der Reise, die Ems hinunter, hier von ihrer Quelle bis zur Mündung, hier wo der spätere Strom mit seiner Großschifffahrt gerade einmal 50 Zentimeter breit ist. Gestatten, mein Name ist Ems, die Ems

Siehe Foto: "Guten Tag, gestatten mein Name ist Ems, Die Ems.

Und dann ging es wirklich los, aber sehr gemächlich.
Den Emsradweg könnt ihr auf der Karte gut verfolgen, klickt mal an:
www.emsradweg.de

Der grüne Wolf war nämlich sofort auf Abwegen, klar! Ich wollte keine Straßen, ich wollte die EMS! Der Plan war, ab der Quelle irgendwie dem Bach zu folgen. Ging aber nicht. Zu viele Treppen mit Gepäck. Also rollte ich die 800 Meter zurück zum Informationszentrum, denn danach bot sich eine bessere Möglichkeit, wie ich bereits eruierte.
Unmittelbar nach dem Zentrum bog ich auf einen Wanderweg entlang der Ems ab, ein Single-Trail, den ich sofort begann zu schieben. Langsam tastete ich mich weiter, ich liebe Waldwege und nehme Rücksicht.
Der Wanderweg führte oberhalb der Ems auf einen Hang entlang durch einen Kiefernwald der später mit Birken und Eichen durchsetzt war, Blaubeeren und Pilze... und gut nach feuchtem Waldboden roch. Mit dem Wetter hatte ich Glück, es war grau in grau bedeckt, regnete aber nicht wie wohl tags zuvor. emsradweg-rehkitz-am-oberlauf
Unten im Tal plätscherte der Bach der einmal die große Ems werden sollte. Das Tal öffnete sich ein wenig, tief im grünen Gras der Wiese versteckte sich ein kleines Reh, das den grünen Wolf äußerst misstrauisch beäugte.

Der weitere Weg entlang der Ems ward mir durch viel Matsch verwehrt, also ging es einer sehr befahrenen Landstraße entlang wieder auf Hövelhof zu. Doch die Radwegverbindungen waren echt mistig ausgeschildert. Etwas mühevoll orientierte ich mich, konnte unterwegs ein Fischbrötchen erwerben und erreichte an Bredemeiers Kapelle den EmsRadweg. Grund genug, hier auf feinen Bänken vor der hübschen Kapelle seine Snacks zu futtern.

die-ems-gewinnt-an-format

Foto: Die Ems gewinnt an Format, hier ist sie bereits ca. 2.000m lang...

Der EmsRadweg führte erst der lauten Landstraße entlang, um dann endlich links wieder in Richtung Fluss abzubiegen.
Höhepunkt war das Steinhorster Becken, ein künstlich als Naturschutzgebiet NSG angelegter durch die EMS bewässerter Stausee, der die Artenvielfalt der Region retten soll. Reichlich Geschnatter und Flattern von jeder Menge Wasservögeln zeigte wie gut er dies schafft und wie wichtig derartige große Biotope sind. Mehrere verschiedene Gänsevölker (War eine Rostgans dabei?) belebten den Deich, da war vorsichtiges Fahren angesagt.

Emsradweg-Steinhorster-Becken

Dann ging es doch wenigstens etwas der Ems entlang bis ins NSG Rietberger Emsniederung, was ähnlich des Beckens ebenfalls erfolgreich angelegt und ebenso phantastisch ist.
Zwischendurch am Radwegesrand gab es viel Agrares, Vögel, Gänse, Silberreiher, Störche und eine Alpaka-Wandergruppe mit Tier und Mensch.

In Rietberg habe ich mich verfahren, passiert mir nicht so oft, passierte aber. Von Neunkirchen ging es zum ehemaligen Bahnhof Rietberg und dann meinem Ziel Wiedenbrück entgegen. Das wird wohl zum Teil Bahntrassenradeln gewesen sein, das prüfe ich noch nach. Achim Bartoschek half dabei.

In Wiedenbrück bin ich in der malerischen Pension Kardinahl (ADFC bett&bike!) untergekommen. Ein Patrizierhaus von 1906, direkt am Emsradweg, direkt dahinter die Ems, preiswert und sehr sehr schön.
Punkteabzug gab es hingegen für das Schalke 04-Handtuch im Bad. Unmöglich sowas.

Vor dem Tag heute hatte ich etwas Bammel. Keine Kondition, die Bahn-Anreise am Vormittag und dann noch so 50 Kilometer Tour. Doch das Motto Probiers mal mit Gemütlichkeit klappte von den Emsquellen im Dschungel des Teutoburger Walds bis nach Wiedenbrück. Das bewährte sich, das mache ich weiter so. Doch jetzt ab in ein Restaurant, auch Schleichfahrt macht hungrig.

Gute Nacht!


Jetzt geht es los hinein in den Tag zwei nach Warendorf.