Dietmar Wolf, der grüne Wolf für Düsseldorf

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03.08.2019 Tschüß. Radurlaub, Dietmar, heute geht es nach Hause!

Also wird erst einmal für die Busrückreise mit Rucksack-Reisen Bike&Bus gepackt. Ein Bischen muss man ja aufpassen, sonst ist genau das, was man braucht im Kellergeschoss des Reisebusses verstaut.

Zeit fürs Frühstück, Zeit beim Frühstück. Wie bereits geschildert, ließ ich mir den Besuch des Canal des Nivernais nicht nehmen. Ihn fuhr ich letztes Jahr von Chablis aus entlang. Das erzähl ich hier. Decize war auch damals mein Endpunkt. Mein Bus fuhr auch dieses Jahr erst am Abend, also Zeit genug. Munter ging es nach dem Frühstück quer durchs Städtchen, sofort eine Boulangerie für die Reiseverpflegung ausgemacht, dann über die Brücken rüber an meinen favorisierten Kanal.
Gesucht: Bank im Schatten mit Blick auf den Kanal, um die Seele baumeln zu lassen.

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Es war schon echt warm am Morgen, die Sonne sogar sehr intensiv. Die erste Bank war mir zu nah an der sehr befahrenen Straße. Gemächlich gondelte ich auf der flachen Asphaltpiste weiter, war da nicht noch eine Bank? Nö. Falsch erinnert. Nun, ich fühlte mich gut, ich gondelte ganz ruhig weiter, bis ich endlich das Richtige fand. Bank im Schatten direkt am Kanal und dazu auch mit Blick auf den nahen träge dahin fließenden Fluss Aron. Prima!

Nach einer geraumen Weile vertrieb die Sonne den Schatten und mich, ich hatte aber keine Lust, jetzt schon wieder nach Decize zurück zu fahren, sondern bewegte mich an Champvert vorbei weiter den Kanal entlang.
Ich drehte erst so nach 10 Kilometern bei der Kanalbrücke und Schleuse No. 32 um.

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Foto: Treffpunkt. Die Voie Verte Canal de Nivernais V51 trifft bei Decize auf den EuroVelo 6. Hier wurde im Jahr 2018 die Idee der diesjährigen Radtour geboren.

eurovelo-6-decizeDecize, nichts geht hier ohne Autos, es ist ein wahnsinniger Verkehr. Dennoch gibt es eine verkehrsberuhigte Innenstadt mit immer noch viel Betrieb. Ich würde da eine Fußgängerzone draus machen. Eine Besonderheit ließen sich die Stadtmütter und -Väter für ihre Innenstadt einfallen, sie wird komplett mit Musik beschallt. Übrigens: Kaum Leerstand. Vielleicht liegt es an der Musik?

Radreisende bekommen in Decize sicherlich fast alles was das Herz begehrt. Mit dem nahen Campingplatz eignet sich die Stadt an Flüssen und Kanälen hervorragend zur Grundversorgung.
Mittags hat jedoch alles zu (!), kurz nach 15.00 Uhr enterte ich die Boulangerie und danach nach einen Casino-Markt, letzteren für meine geliebte Orangina. Jetzt hielt mich nichts mehr im Zentrum, ich machte mich auf zur „Bushaltestelle“ namens Campingplatz des Halles, wo Rucksack-Reisen ein Kanu- und Freizeitlager unterhält. Toll für Familien übrigens!

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Dort sitze ich nun auf einer Bierbank mit direktem Blick auf die Loire, tippe diese Zeilen und lasse meinen Urlaub so langsam ausklingen.

Auf Wiedersehen vielleicht schon im nächsten Jahr, denn der EuroVelo 6 hat jetzt noch eine Rechnung mit mir offen, den Abschnitt von Montchanin nach Decize – und vielleicht weiter nach Orleans?


Rückfahrt
Wie im letzten Jahr klappte alles reibungslos, Busfahrer und ich erkannten uns, Köln-Flughafen war früher als geplant erreicht. Der RE6 nach Düsseldorf nahm sich noch was Zeit, ich einen Kaffee. Dann ging es vom Düsseldorfer Hauptbahnhof direkt in die Arme der Geliebten.
Die gebrochene Speiche machte keine Probleme mehr.




28km Decize - Köln - Düsseldorf, 485 Gesamtkilometer auf der Radreise.

Mein Fazit:

Der EuroVelo 6 von Basel nach Montchanin (-Decize) ist eine unbedingt lohnenswerte Tour. Mit ganz wenigen aber gut schaffbaren Ausnahmen gibt es keine Steigungen. Dies ist der Vorteil vom #Kanalradeln und #Flusssradeln.
Nahezu alles ist asphaltiert und in der Regel hervorragend ausgeschildert. Manchmal sagt einem das Schild der Gegenrichtung, wo man selber lang will. Hilft auch. Besonders der Abschnitt des Doubs mit seinen Felsformationen begeisterte mich.

TIPPS:

Die Campingplätze sind preislich schon sehr unterschiedlich, von 7,00€ bis 25.00€ pro Nacht aber deutlich günstiger als Hotels.
Manche Plätze verfügen über kleine Häuschen, sog. Pods, Hütten oder Mobilheime, welche sich mit mehreren Radelnden preislich bestimmt lohnen.
Tipp: Unbedingt WC-Papier mitführen!

Das kleine Declathon-Zelt Quechua Arpenaz 2 bewährte sich für mich alleine. Zu zweit hätte ich persönlich Bedenken und würde eine Nummer größer wählen. Das Zelt wurde zwar mit 2 Erdnägeln zuwenig verpackt, ich führte jedoch noch vier Heringe zur festeren Verspannung mit. Auf- und Abbau gehen flott, hier siegt die sinnvolle Einfachheit. Es wiegt nur radfreundliche 2kg und lässt sich tatsächlich wieder in Gänze in den engen Packsack verstauen. Regen hielt es sicher und trocken ab, Starkregen hatte ich nicht.
Nur mit der Schlafunterlage muss es besser werden, vielleicht waren lediglich eine Decke und eine Isomatte für meinen schmerzenden Rücken zu wenig?
Weichei!

Hotels gibt es in allen größeren Kommunen, das Bikeline-Buch führt einge Häuser verschiedenster Preisklassen auf. Doch irgendwie kosten die Zimmer dann immer ab 60,00 Euro aufwärts. Preisbewussten sei Suchen und Planen empfohlen.

„Chambres“ a la "Zimmer frei" habe ich ganz selten gesehen, darauf sollte man sich nicht verlassen.

WLAN hat nahezu jeder Campingplatz und jedes Hotel. Zum Aufladen von Tablets&Mobiltelefonen wird manchmal ein Obolus für Strom verlangt, da helfen vielleicht längeres Zähneputzen nahe der Steckdosen im Waschbereich und ggf. eine Powerbank.

Versorgung In den kleinen Kommunen entlang des EuroVelo 6 gibt es häufig gar keine Möglichkeiten zum Einkauf. Von daher ist es immer geraten, sich bei bietender Gelegenheit zu versorgen. Bistros direkt am Wegesrand sind eher selten, also sollte man besonders an heißen Tagen immer genügend Wasser dabei haben. Vorteil auf dem Abschnitt des EuroVelo 6 hier, es gibt eben kaum Steigungen.

SNCF, die Fahrt lief problemlos, im Nahverkehr (Züge mit TER-Nummern) sind Fahrräder kostenlos. Ab 60 Jahren Lebensalter gibt es eine Ermässigung. Auch hier gibt es Tarifdschungel, vorheriges Informieren hilft: SNCF TER Tarife.

Das Bikeline-Radtourenbuch EuroVelo 6 Frankreich Ost Orleans-Basel ist sehr hilfreich und dringendst zu empfehlen.
Es ist in jedem guten Buchhandel zu bekommen.
Wer mehr an Infos zu Sehenswürdigkeiten haben möchte, erwirbt sich zusätzlich ebendort einen der klassischen Reiseführer.

Problem bei Besichtigungen wie überall mit Radgepäck: man ist nicht auf Radreisende eingerichtet, so werden sichere Abstellmöglichkeiten von Rad&Gepäck oft verzweifelt gesucht.

GEGENWIND Auf der nördlichen Halbkugel herrschen vorwiegend südwestliche Winde. Basel-Decize ist eine südwestliche Richtung. Wer es lieber anders mag, fährt andersherum. Vorteil, der Bikeline-Radführer beschreibt die Route von Orleans nach Basel :o)


Fazit II: Grüßen

Wie am Tag 1 beschrieben, wird sich auf den Radwanderwegen in Frankreich immer höflich gegrüßt, auch mit Fußgänger*innen, Agrarökonomen... Eine feine höfliche Sitte, sich ein "Bonjour!" zuzurufen.

Durch Düsseldorf führen die EuroVelo 3 Pilgerroue, EuroVelo 4 Mitteleroparoute, EuroVelo 15 Rheinradweg und die Deutsche Fußballroute, nur um einmal die größten Fernradwege zu nennen. Damit haben auch wir in Düsseldorf eine Menge Radtourismus.

Zurückgekehrt aus Frankreich wollte ich nahezu zwanghaft immer freundlich grüßen. Dann habe ich es mir auch hier in Düsseldorf zur Angewohnheit gemacht. "Guten Tag" ist mir zuviel. Aber:
Ich grüße nun seit meiner diesjährigen Frankreichtour Radurlauber immer mit einem "Hallo!" und ernte zum Teil überraschtes freudiges Lächeln.

Mit dem Rennrad unterwegs wird sich unter Rennradradelnden gegenseitig zugenickt und nicht pausenlos gequatscht.
So.