Dietmar Wolf, der grüne Wolf für Düsseldorf

Paris - Moskau, für Frieden und erneuerbare Energien

solarworld-sun-at-work

Oder Remagen - Dortmund, wolln wir direkt mal ehrlich sein

Anja Vorspel, die Gründerin des Bürgersolarvereines Düssel-Solar e.V. berichtete von der Fahrrad-Friedensfahrt bike4peace Paris-Moskau 2010.

Bike for peace and new energies nennt sich die Initiative und sie fahren tatsächlich mit dem Fahrrad die ca. 4.000km lange Strecke. Die Fahrräder sind ausgerüstet mit Friedens- und/oder Anti-Atomkraftfahnen und zwischendurch Besichtigungen verschiedenster Art - zum Thema Frieden und Neuer Energie passend natürlich. Übernachtet wird preiswert in Schulen, Naturfreundehäusern und so. Gruppen und Ini´s vor Ort unterstützen, die ganze Tour ist ehrenamtlich organisiert und wird von der russischen Botschaft stark unterstützt.

Faszinierend. Da könnte man doch mitfahren. Aber es fehlte einfach die Zeit, 2 Monate dauert das Ganze nämlich.

Aber bei genauerem Hinsehen konnten wir erkennen, dass man auch Teilstrecken mitfahren konnte und angenehmerweise fielen die Etappen rund um unser Düsseldorf auf ein Wochenende.
Da wurde dann nicht mehr lange überlegt und sich für die drei Etappen 15.07.2010 Remagen-Köln, 16.07.2010 Köln-Duisburg und 18.07.2010 Duisburg-Hamm entschieden, die Bahn brachte uns jeweils hin.

Am DO 15.07.2010 trafen wir neugierig in Remagen auf die Gruppe. Es herrschte Sprachenwirrwarr mit Englisch, Russisch und Deutsch in verschiedensten Dialekten. Es nahmen immer so 25 bis 30 Radlerinnen und Radler an den Etappen teil. Der große Teil der Gruppe aber plante die gesamte Tour!

Bonn
Nach einer kurzen Einweisung ging es auch schon los den Rhein entlang nach Bonn. Wie in allen Städten wurden wir von Motorradpolizisten erwartet und anschliessend begleitet. Es ist schon ein sehr sehr gutes Gefühl, mit dererlei Begleitung im Konvoi bei "ROT" über die Ampeln zu düsen.
In den Städten fielen wir auf, das ist ja auch Sinn der Tour. "Von Paris nach Moskau, wirklich?" waren so ein paar ungläubige Fragen. Ein Kommentar eines etwas jüngeren Menschen begeistert uns noch heute: "Ah, für Frieden und so. Voll Krass Alter!"

Eine unserer Besichtigungstationen war das alte Wasserwerk in Bonn, heute Sitz der Weltfirma, das kann man wohl ruhig sagen, Solarworld, einer der großen Solarmodul-Hersteller, vor zehn Jahren gegründet und jetzt mit über 3.000 Beschäftigten auf dem Weltmarkt. Na, dies zeigt doch, dass Grüne Wirtschaft der richtige Weg für die Zukunft ist, oder?
Wir bekamen eine kleine Betriebsbesichtigung mit Vorstellung der Firma, ihren vielfältigen Geschäftsbereichen und Zukunftsvisionen.

bike4peace-lukas-und-ich

Bei der kleinen Pause hatten wir dann noch sehr viel Spaß und fanden plakativ Leute, die sich ebenfalls für Neue Energien einsetzten, siehe Foto "Lukas und ich" mit der Kölner Torfabrik. Aber in Südafrika hatte es doch wieder geklappt, Lukas Podolski. Viel Glück für die neue Saison und das von `nem Düsseldorfer!

Köln
Weiter den Rhein entlang und ehe wir uns versahen erreichten wir die Aussenbezirke der Domstadt. Dort standen die Besichtigung des Hiroshima-Nagasaki-Park mit Gedenkstein an, wo wir neben vielen anderen von einer unglaublich netten in Köln lebenden Japanerin begrüßt wurden, deren Name ich leider vergessen habe. Ihr schönes kleines Geschenk hüte ich wie meinen Augapfel.
Der Park ist auf einem Hügel errichtet, er besteht aus aufgehäuften Trümmern des Zweiten Weltkrieges.
Weiter ging es durch die Domstadt zum Apellhofplatz. Am dortigen NS-Dokumentationszentrum/Deserteursdenkmal gedachten wir im Rahmen einer Veranstaltung den damaligen und heutigen mutigen Deserteuren und erhielten Informationen über die "Kommunistenprozesse" aus den Anfängen der BRD.
Am Dom gab es ein kleines Konzert und abends wurde dann noch auf einer Friedensparty gefeiert.

Düsseldorf bike4peace-on-the-road
On the road again. Erst ma raus aus Kölle, das gestaltete sich etwas schwierig, da sich die Gruppe unabsichtlich teilte. Der etwas zurückgefallene Teil bekam einen Abzweig nicht mit. Ihnen entging der Skulpturenpark Stammheim, halb so schlimm, auf der Tour gab es so vieles...
An der Fähre Leverkusen-Hitorf tarf man sich zum Glück wieder und konnte gemeinsam nach Dormagen-Nievenheim zur nächsten Station der Bertha-von Suttner-Gesamtschule radeln wo wir mit herrlichen kalten Melonen empfangen wurden. Lecker! Die Schule unterhält im Rahmen ihrer Friedenserziehung eine Partnerschaft mit der Schule 863 Moskau, Grund genug für unseren Besuch.

Flott ging es heiter weiter über den Rhein nach Düsseldorf hinein. Und da kam es mir schon recht komisch vor, mit so einer Gruppe ca. 75m an der eigenen Wohnung vorbei zu fahren. Ziel war das Heinrich-Heine-Denkmal an der Haroldstraße, wo uns diesmal der Düssel-Solar e.V. mit einem Imbiss empfing. Nach der Stärkung besichtigten wir kurz noch die erste Bürgersolaranlage Düsseldorfs auf dem Cecilien-Gymnasium in Oberkassel (Tipp beim Besuchen der Seite, weit weit runter scrollen!).
Anschliessend ging es über die Theodor-Heuss-Brücke und dem Rhein entlang nach Duisburg, wo es einen Tag Pause gab.

bike4peace-a40

Still-Leben A40
Von Duisburg aus ging es zur Zeche Zollverein nach Essen, alles polizeilich begleitet, manchmal mussten wir auf unsere "Übergabe" nur etwas warten, wie z.B. an der Stadtgrenze Duisburg/Mülheim. Nach einer kurzen Pause auf Zollverein ging es ab zur A40, einer der meistbefahrensten Autobahnen Deutschlands die am Sonntag, dem 16.07.2010 im Rahmen der Ruhr2010 für die Aktion Still-Leben Ruhrschnellweg für den PKW/LKW-Verkehr gesperrt war und Fußgängern, Radfahrern und Skatern offen stand. Eine Fahrbahn! Auf der anderen waren unzählige Biertische aufgebaut, an denen sich Gruppen, Vereine, Initiativen und Organisationen präsentierten oder einfach nur herzlich feierten.
Da war was los! Über 3 Millionen Menschen tummelten sich auf der Autobahn, manchmal wurde es sehr sehr eng, wir mussten längere Strecken schieben. 60km Stau titelte eine Art Zeitung, das stimmte nicht ganz, aber voll war es schon.
Leider brachen an meinem Hinterrad gleich zwei Speichen, ich bin eben immer noch einfach zu dick, mit der Konsequenz, dass ich bereits in Dortmund den HBF aufsuchte und nach Hause fuhr. Zum Glück setzte die Bahn Entlastungszüge ein, so dass die Rückfahrt recht gut von statten ging.

Fazit
Ich ziehe den Hut vor den Leuten, die diese Tour organiserten und begleiteten. Und vor den Leuten die die Gruppe vor Ort unterstützten, sie leisteten einen kleinen aber wichtigen Beitrag zum Gelingen der Fahrt und damit für den Frieden.

Es war das erste Mal, dass ich so eine Tour mitgefahren bin, eine tolle Er-Fahrung. Die verschiedenen Menschen aus diversen Nationen gaben eine sehr eigene Gruppendynamik, während die Allemannen zum Aufbruch "Abfaaaahren" bliesen liessen sich unsere russischen Freunde nicht aus der Ruhe bringen. Sie hielten weiter ihr Nickerchen, saßen dann doch plötzlich auf dem Rad und strampelten los.
"Aufschliiiiesssen!" war auch so ein Spruch. Kaum hatte man so einen doofen Hügel erklommen und auf zwanzig gefühlte Meter Abstand zu den Vorderleuten verkürtzt, dann hetzte das organisatorische Schlusslicht wieder. Okay, sie wollten die Gruppe nicht wie in Kölle auseinanderdriften lassen. Aber dann erklär mir doch mal bitte einer, warum die Moppedpolizei langsam mit ihren BMW´s voran dieselte und die Gruppenspitze VOR einem Berg abbremste. Fahren die kein Fahrrad? Statt Schwung zu holen, Schwung ist das halbe Leben! Stattdessen müht man sich diese Ruhrgebietsalpen hoch und wird final noch angemacht. Bah!

Eine Sache ging aber allen auf den Zeiger, da tut nu auch wirklich Abhilfe Not. Gruppenfotos oder Erinnerungsfotos ist das Thema. Verständlich, jeder will so ne Erinnerung, aber das nervt. Nervt auf Dauer völlig.
"Haaaalt, Foootoooh!"
Hier ein Vorschlag, der mit etwas Übung sofort Erleichterung bringt:
An einem jeden Ziel aus voller Fahrt direkt in ein Gruppenfoto einbremsen. Stopp. Und wenn der Staub sich gelegt hat:
Klick, Klick, Klick. Dann winken Wasser, Melonen, Salate, Programm und mehr...

Es waren ein paar sehr schöne Tage. Ich wünsche der Gruppe ein tolles Gelingen, keinen Schaden und viel viel Freude. Ein ganz kleiner Neid reist mit Euch nach Moskau, Leute.
Ob ich je eine solche Tour in Gänze mitmachen werde, das weiss ich nicht. Aber ich lernte am Wegesrand einen Radrennfahrer auf der Tour kennen, der nur mit ganz wenigem Gepäck in zwei Satteltaschen inkl. Zelt, Schlafsack und Kocher unterwegs war. Absolut minimalistisch. Das hatte was. Das wäre doch was.

Text: Dietmar Wolf
Fotos: Ina Huthmacher und Anja Vorspel